Umweltkatastrophe in China - Benzol und Nitrobenzol


Benzol (C6H6)

(3D-Struktur: pdb, bio)

Nitrobenzol (C6H5NO2)

(3D-Struktur: pdb, bio)



Was ist passiert?

Am 13. November ereignete sich in einem Chemiewerk der Ölfirma CNPC nahe der Stadt Harbin im Nordosten von China eine Explosion. Der nordostchinesische Fluss Songhua wurde in der Folge auf 80 Kilometer mit hohen Konzentrationen an Benzol und Nitrobenzol verunreinigt: Die beiden Verbindungen führen zu schweren Vergiftungen.
 
Die farblosen Flüssigkeiten und ihre Dämpfe können über die Atmung, den Verdauungstrakt, aber auch durch die Haut in den Körper gelangen. Die charakteristisch nach Lösungsmittel riechenden Benzoldämpfe verursachen Schwindel, Erbrechen und Bewusstlosigkeit.


Wozu dienen Benzol und Nitrobenzol?

Benzol wird in der chemischen Industrie für die Synthese vieler Verbindungen gebraucht, wie zum Beispiel Anilin, Styrol, Nylon, Synthesekautschuk, Kunststoffe, waschaktive Stoffe, Insektizide, Farbstoffe, Drogen, Napalm und viele weitere Stoffe. Des weiteren werden durch Substitution viele Aromaten wie zum Beispiel Phenol, Nitrobenzol, Anilin, Chlorbenzol, Hydrochinon und Pikrinsäure gewonnen.

Das aus Benzol hergestellte Nitrobenzol ist ein wichtiges Zwischenprodukt für die Produktion von Anilin, das seinerseits eine wichtige Schlüsselsubstanz der chemischen Industrie ist. Früher wurde Nitrobenzol auch zur Parfümierung von Seife gebraucht. Die Verwendung in Kosmetika ist heute verboten.


Benzol schädigt innere Organe

Eine Konzentration von 20 Teilen Benzol in 1.000 Teilen Atemluft kann tödlich sein, wenn dieses Gemisch länger als fünf bis zehn Minuten eingeatmet wird. Dauerhafte Benzolvergiftungen schädigen Leber, Niere und Knochenmark und können zu Blutkrebs (Leukämie) und anderen Krebserkrankungen führen.


Nitrobenzol schädigt Blut und Nervensystem

Nitrobenzol nimmt dem Blut die Fähigkeit, Sauerstoff aufzunehmen, das Blut wird dunkelbraun. Außerdem schädigt der süßlich nach Bittermandelöl riechende Stoff das Zentrale Nervensystem, es kommt zu Erbrechen, Kopfschmerzen, Krämpfen und Bewusstlosigkeit. Schwere Nitrobenzol-Vergiftungen können bereits nach einigen Stunden tödlich enden.


Massnahmen

Das Gift kann infolge der riesigen Mengen und der Verbreitung nicht aus dem Flusssystem entfernt. Das zur Trinkwasserversorgung entnommene Flusswasser kann jedoch mithilfe von Aktivkohle soweit dekontaminiert werden, dass der Benzol-Grenzwert von 0.005 Milligramm pro Liter eingehalten werden kann.

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